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Vermögensverwalter - eine kritische Betrachtung

Alexander Weikel  | 25/04/24 | Kategorien: finanzberatung, news

Grundsätzliches zu Vermögensverwaltern

Immer mehr Menschen sind in der glücklichen Situation, über ein nennenswertes, liquides Vermögen zu verfügen, das aus einem Erbe, aus einem Immobilienverkauf oder aus einer Abfindung stammt.

Die Angst vor Inflation und einem Kapitalverlust in einer nächsten Finanzkrise, mit Auswirkung auf die finanzielle Versorgung im Ruhestand, sorgen für Vorsicht bei der Wahl einer geeigneten Kapitalanlage. Zu viel Geld wurde in der Vergangenheit durch falsche Entscheidungen und windige Kapitalanlagen verloren – Seriosität ist gefragt.

In diesem Bedarfsvakuum positionieren sich seriöse Vermögensverwalter wie Grüner Fisher Investments oder Flossbach von Storch mit dem  Versprechen, nicht nur Profi im Bereich der Kapitalanlage zu sein. Auch die besonderen Bedürfnisse an eine Kapitalanlage im Ruhestand zu kennen, wird erklärt. Im Bereich der Kapitalanlageberatung und Vermögensverwaltung hinsichtlich der Altersvorsorge bewirbt sich besonders intensiv Grüner Fisher Investments. Dies wird in nicht nur digitaler Form mit breit gestreuten Werbeanzeigen vermittelt. Auch ein wiederkehrender telefonischer Kontakt findet statt, sofern man diesem zugestimmt hat (Quelle: eigene Erfahrung).

Als Basis für den Anlageerfolg ihrer Kunden geben Vermögensverwalter an, einen Wissensvorsprung zu besitzen, der innovativen Research- und Prognosetechniken entspringt. Gerne wird auch der ständige Kontakt zu ihren Kunden als besonderes Alleinstellungsmerkmal genannt. Aber gerade zum Beispiel hauseigene Vermögensverwaltungen von Banken erfüllen diese Anforderung Ihrer Kunden oft nicht. 

Die Vermögensverwalter

Nur ein Vermögensverwalter, der in der Vergangenheit gute Ergebnisse für seine Anleger erzielt hat, wird Kunden für sich gewinnen können. Bei Vermögensverwaltern, die vergangene Ergebnisse nicht transparent darstellen und belegen, dürfen Aussage zu historischen Ergebnisse bezweifelt werden.

Vermögensverwalter wie Grüner Fisher Investments oder Flossbach von Storch legen, neben Ihrer Tätigkeit als Vermögensverwalter, auch Investmentfonds auf, die jeder Anleger für sein Depot bei seiner Bank erwerben kann.

Viele Fondsgesellschaften orientieren sich in der Auswahl der Titel innerhalb der Fonds an Vergleichsindizes, was dazu führt, dass die Entwicklung stark
an die Entwicklung dieser Indizes angelehnt ist. Nachfolgend sehen Sie als Beispiel den Fonds GF Global UI von Gründer Fisher Investments und den
Fonds Flossbach von Storch Fundament - RT EUR ACC, die in einen Vergleich zu dem ETF iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) gebracht werden.

Hier sehen Sie als Beispiel den Fonds GF Global UI von Gründer Fisher Investments und den Fonds Flossbach von Storch Fundament - RT EUR ACC, die in einen Vergleich zu dem ETF iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) gebracht werden.
Dieser Vergleich wird in der Form vorgenommen, da die aktuelle Gewichtung der Einzeltitel und der Regionen in den beiden Fonds sehr ähnlich zu der Gewichtung des MSCI World ist. Diese Gewichtung allerdings kann von den Fondsgesellschaften verändert werden und es können auch je nach Situation an den Finanzmärkten andere Assetklasse, wie z.B. Anleihen, genutzt werden. Hierdurch sollen Verluste für die Anleger reduziert und Erträge gesteigert werden. 
Der dargestellte Zeitraum war in der Recherche der längste, in dem ein Vergleich der drei Titel darstellbar ist

Wie zu sehen ist, liegen beide aktiv verwaltenden Investmentfonds, in dem hier betrachteten Zeitraum, hinter dem Vergleichsindex zurück. Auch wenn es Phasen gab, in denen die Entwicklung der Fonds positiver war als der hier mittels eines ETFs verglichene Index. Selbst wenn die Kostenunterschiede berücksichtigt würden, erfüllen diese Fonds eine Erwartung nicht, deutlich besser zu sein, als der hier zum Vergleich herangezogene Index MSCI World.

Von einer Vermögensverwaltung erwarten Anleger: (Quelle: Rückmeldung eigener Mandanten)

  • Höhere Performance als Festgeldzinsen am Kapitalmarkt
  • Vermögenserhalt bei geringerem Risiko als im Vergleichsmarkt
  • Schutz des Vermögens in einer Rezession
  • Transparenz bei Kosten und Performance

Die Wissenschaft

Die renommiertesten Wissenschaftler haben sich mit den Leistungen von Vermögensverwaltern beschäftigt, respektive mit den nicht vorhandenen Möglichkeiten, Marktentwicklungen sicher vorhersagen zu können. Eugene Fama und Paul Samuelsen haben bereits 1965 nachgewiesen, dass in effizienten Märkten alle öffentlich zugänglichen Informationen und Erwartungen im Preis einer Anlage bereits enthalten sind. Die Masse der Renditejäger nutzt jeden kleinen Wissensvorsprung, um eine Mehrrendite zu erreichen, die hierdurch aber direkt durch sich anpassende Preise schwindet.

Vermögensverwalter generieren ihre Einnahmen zum Großteil unabhängig von dem Anlageerfolg und dem Erreichen einer Mehrrendite im Vergleich zu einem jeweiligen Index, die sie für Ihre Anleger erreichen. Bei manchen allerdings wird der Anlageerfolg durch eine zusätzliche, erfolgsabhängige Vergütung reduziert. Diese Praxis der zusätzlichen Gebühren nach dem High-Water-Mark-Prinzip findet auch bei Grüner Fisher Investments und Flossbach von Storch Anwendung. Sie kann ein sinnvoller Anreiz für Vermögensverwalter sein, eine gute Rendite für die Anleger zu erreichen.

Zahlreiche empirische Studien belegen, dass Renditen sich zufällig und unvorhersehbar entwickeln, beispielsweise Cootner (1962, 1964), Fama (1963,1965), Fama/Blume (1966), Osborne (1959). Sollten Studien mal eine Korrelation nachweisen (Bsp. Fama (1988), Poterba/Sumers (1988)), halten die Ergebnisse einer kritischen Überprüfung meist nicht stand (Kim/Nelsen/Starz (1991), Richardson (1993)).

Auch das Versprechen, durch die Nutzung von Technik und Algorithmen Investitionschancen zu finden und hierdurch eine Überrendite zu erreichen wurde bereits 1986 durch  Brinson/Hood/Beebower widerlegt. Ob die heutige Technik und der Einsatz künstlicher Intelligenz hierzu in der Lage ist, darf bezweifelt werden.

Dass Vermögensverwalter offensichtlich in ihrem Tun auch „menschlich“ agieren, lassen die Studien von De Bondt / Thaler (1985) sowie Chopra / Lakomshok / Ritter (1992) vermuten. Sie zeigten, dass erfolgreiche Verwalter der letzten 36 Monate oft ihren Erfolg in den kommenden 36 Monaten umkehren und dann zu den Verlierer gehören.

Dass es aber Verwalter gibt, die über eine lange Zeit sehr gute Rendite erzielt haben, ist bekannt. Der wohl berühmteste ist dabei das Orakel von Omaha, Warren Buffett.

Doch war zu jeder Zeit absehbar, dass sie diese Erfolge erzielen werden? Und waren Privatanleger in der Lage, sich zu beteiligen oder deren Anlagestrategie selbst umzusetzen? Und abschließend: Wie sicher werden diese Verwalter auch in Zukunft zu den Gewinnern gehören?

ETF STATT VERMÖGENSVERWALTUNG – DIE ALTERNATIVE

Eine ausführliche Publikation von S&P Dow Jones Indices aus dem Jahr 2019 (1) bestätigt, dass aktives Vermögensmanagement von aktiv verwalteten Investmentfonds langfristig eine geringe Chance hat, einen Mehrertrag im Vergleich zu dem Markt in dem sie investieren zu erreichen. Der Erfinder der Indexfonds John Bogle sagte: „Kluge Investoren versuchen nicht, den Markt zu schlagen, sie kaufen langfristig Indexfonds und diversifizieren.“

Über den Erfolg eines Investments bestimmt zum aller größten Teil die sogenannte strategische Asset-Allocation. Also die Auswahl der Assetklassen (Aktien,  Anleihen, Rohstoffe, etc.), der Branchen und Regionen. Die Auswahl einzelner Titel hat wenig Einfluss auf den Erfolg. Aber genau hierauf begründen i.d.R. Vermögensverwalter Ihren Nutzen für die Anleger.

Wenn man also S&P Dow Jones und John Bogle Glauben schenkt, würde ein Portfolio, das ausschließlich Indexfonds nutzt, langfristig eine bessere Entwicklung erwarten lassen als ein aktiv verwaltetes Portfolio, das sich der gleichen Assetklassen, Branchen und Regionen bedient.

(1) https://www.spglobal.com/spdji/en/documents/spiva/spiva-us-mid-year-2019.pdf

Fazit

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Vermögensverwalter Honorare für eine vergleichsweise niedrige, langfristige Chance berechnen, einen höheren
Ertrag zu erzielen als ihr Vergleichsmarkt. Ein Investment in den Vergleichsmarkt mittels Indexfonds oder ETFs scheint daher langfristig eine gute Chance zu haben, einen höheren Ertrag zu erzielen.

Die Aufgabe eines Vermögensverwalters ist die Verwaltung des Wertpapierportfolios. Ein Wertpapierportfolio ist aber i.d.R. nur ein Baustein des Gesamtvermögens. Ein Berater, ein Finanzplaner, sollte eben dieses gesamte Vermögen im Blick haben, Handlungsbedarf erkennen und so seine Mandanten bei der Erreichung ihrer Lebensziele begleiten. Eine Finanz- und Ruhestandsplanung ist Grundvoraussetzung für eine richtige Anlageentscheidung.

Eine Vermögensverwaltung durch einen Finanzplaner muss daher viel mehr sein, als nur eine Depotbetreuung:

  • Betreuung des Wertpapierdepots und Initiierung notwendiger Depotveränderungen
  • Koordination des Versicherungsmaklers und Überprüfung bestehender Versicherungen
  • Jährliche Aktualisierung der Ruhestands- und Finanzplanung zur Erreichung der individuellen Lebensziele
  • Beratung zu jeglichen anfallenden Fragestellungen
  • Zugang zu notwendigen Finanzprodukten schaffen
  • Versorgung des Beraternetzwerks (Steuerberater, Rechtsanwälte) mit den notwendigen Informationen und Unterlagen und enge Zusammenarbeit mit diesen.
  • Begleitung bei Sonderthemen wie Vermögensübertragung, Finanzierungen, Vermögensverwaltende Holding

Die meisten Vermögensverwalter bieten diesen Dienstleistungsumfang selbst nicht an.

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