BLOG. FINANZBERATUNG

Dividendenstrategie: Geldregen oder Tropfsteinhöhle?

Alexander Weikel  | 23/06/25 | Kategorien: allgemein, finanzberatung, kapitalanlage
Inhaltsverzeichnis

Teil 1: Was bedeutet die Dividendenstrategie und wie kann man sie umsetzen?

Die Dividendenstrategie – das klingt ein bisschen wie „Miete kassieren, ohne Vermieter zu sein“. Und genau so ist es im besten Fall auch. Wer auf Dividenden setzt, investiert in Unternehmen, die regelmäßig einen Teil ihres Gewinns an die Aktionäre ausschütten – idealerweise Jahr für Jahr, ganz gleich, wie die Märkte tanzen.

Diese Strategie lässt sich grundsätzlich auf zwei Arten umsetzen:

  1. Direkte Aktienauswahl: Man kauft gezielt Aktien von Unternehmen mit stabiler Dividendenhistorie (z. B. Coca-Cola, Johnson & Johnson oder deutsche Klassiker wie Allianz).
  2. Dividendenfonds oder ETFs: Wer nicht selbst sortieren will, greift zu Fonds oder ETFs, die automatisch in dividendenstarke Unternehmen investieren (z. B. der iShares STOXX Global Select Dividend 100 UCITS ETF).

Wichtig: Es geht hier nicht um spekulative Kursgewinne, sondern um regelmäßige Ausschüttungen, also Cash auf dem Konto. Anleger lieben das – es fühlt sich an wie passives Einkommen. Aber ist es das auch wirklich?

Teil 2: Vorteile der Dividendenstrategie

1. Regelmäßige Einkünfte

Für viele ist das der Hauptgrund: Dividenden fließen in der Regel quartalsweise, halbjährlich oder jährlich. Ideal für alle, die von ihren Kapitalerträgen leben wollen – oder wenigstens ein nettes Taschengeld nebenbei suchen. Beispiel: Wer 100.000 € in ein Unternehmen mit 4 % Dividendenrendite steckt,
erhält jährlich 4.000 € – so weit, so planbar.

2. Sicherheit durch klassische Branchen

Dividendenzahler stammen oft aus „langweiligen“, aber soliden Branchen:

Lebensmittel, Gesundheit, Versicherungen, Energieversorger. Diese Konzerne sind weniger konjunkturanfällig und daher auch in Krisenzeiten stabiler.

3. Psychologischer Vorteil

Es beruhigt das Nervenkostüm enorm, wenn auch bei schwankenden Kursen ein Teil des Kapitals „arbeitet“. Die Ausschüttung fühlt sich an wie ein  kleiner Bonus – auch wenn man gerade im Minus ist.

4. Disziplinierte Unternehmensführung

Firmen, die regelmäßig Dividenden zahlen, müssen mit ihrem Cash umgehen können. Viele von ihnen haben stabile Cashflows, klare Geschäftsmodelle und legen Wert auf Aktionärsfreundlichkeit.

5. Inflationsschutz – zumindest teilweise

Langfristig steigern viele Unternehmen ihre Dividenden. Das kann helfen, den Wert des Kapitals zu erhalten – gerade in Zeiten, in denen die Inflation das Ersparte schmilzt wie Vanilleeis im Hochsommer.

Teil 3: Nachteile der Dividendenstrategie

1. Keine sicher planbaren Ausschüttungen

Dividenden sind freiwillig – kein Unternehmen ist verpflichtet, sie zu zahlen. Bei Krisen oder sinkenden Gewinnen wird schnell der Rotstift angesetzt.  2020 in der Corona-Krise? Zahlreiche Unternehmen – vor allem in Europa – haben ihre Ausschüttungen gekürzt oder gestrichen.

2. Kursrückgang vor dem Ex-Datum

Direkt nach dem sogenannten Ex-Dividenden-Tag fällt der Kurs der Aktie in etwa um den Betrag der Dividende. Das ist kein Drama – aber wer kurzfristig ein- und aussteigt, kann sich hier verspekulieren.

3. Dividende ist keine Zusatzrendite

Kritischer Punkt: Eine Dividende ist keine Gratiszahlung vom Himmel. Sie wird direkt vom Unternehmenswert (und damit dem Aktienkurs) abgezogen. Unterm Strich ist sie eine Umschichtung – von der linken Tasche in die rechte.

“Wer glaubt, Dividenden seien ein Bonus, glaubt auch, man könne sich selbst reicher machen, indem man sich 20 € aus dem eigenen Portemonnaie auszahlt.”

4. Fehlendes Kapital für Investitionen

Unternehmen, die hohe Dividenden zahlen, stecken diesen Teil des Gewinns nicht in Forschung, Entwicklung oder Expansion. Das kann auf Dauer zu Wachstumsschwäche führen – besonders in dynamischen Märkten.

5. Steuerliche Aspekte

Dividenden sind – je nach Land – sofort steuerpflichtig. Reinvestierte Kursgewinne kann man dagegen länger steuerlich „parken“. Für den Zinseszinseffekt kann das entscheidend sein.

Teil 4: Fazit – Dividendenstrategie: Schön gerechnet oder sinnvoller Plan?

Die Dividendenstrategie hat Charme – keine Frage. Sie verspricht regelmäßige Einkünfte, solide Unternehmen und ein Gefühl der Kontrolle. Aber unter der glänzenden Oberfläche lauern Fallstricke. Die Ausschüttungen sind nicht garantiert, können psychologisch trügen und sind keine „Extragelder“, sondern Teil der ohnehin vorhandenen Unternehmenssubstanz.

Weniger romantisch ausgedrückt: Dividenden sind keine Wundertüte, sondern eine Umverteilung.

Zusätzlich fehlen in der Portfoliostruktur Branchen und Unternehmen, die eine zusätzliche Diversifikation bedeuten.

Wer langfristig Vermögen aufbauen will, sollte daher nicht blind auf die Dividende schielen. Damit steuerpflichtige Erträge und Kosten der Wiederanlage verhindert werden, sollte auf klassische Anlagen, die ihren Ertrag hauptsächlich durch Wertsteigerung erzielen, gesetzt werden.

Weiterführende Artikel & Studien:

https://www.finanztip.de/daily/dividenden-diese-4-haken-solltest-du-kennen/

https://frugalisten.de/die-dividenden-strategie-der-grosse-selbstbetrug/

https://schweizerfinanzblog.ch/dividenden-strategie-3-nachteile/

https://gerd-kommer.de/dividendenstrategien-fakten-und-fantasien/

Dividenden sind wie Kekse vom Chef – nett, aber nicht unbedingt ein Gehalt. Dividenden sind wie Bonusmeilen – schön zu haben, aber kein Freiflug zur finanziellen Freiheit.

Neueste Beiträge
Dividendenstrategie: Geldregen oder Tropfsteinhöhle?

Die Dividendenstrategie – das klingt ein bisschen wie „Miete kassieren, ohne Vermieter zu sein“. Und genau so ist es im besten Fall auch. Wer auf Dividenden setzt, investiert in Unternehmen, die regelmäßig einen Teil ihres Gewinns an die Aktionäre ausschütten – idealerweise Jahr für Jahr, ganz gleich, wie die Märkte tanzen.

mehr lesen
Flossbach von Storch im Test: Wie gut sind die Fonds & die Vermögensverwaltung wirklich?

Flossbach von Storch wurde 1998 von Dr. Bert Flossbach und Kurt von Storch in Köln gegründet. Das Unternehmen begann als unabhängige Vermögensverwaltung und entwickelte sich schnell zu einer der führenden Investmentgesellschaften in Deutschland. Es verfolgt einen langfristigen, aktiven Investmentansatz und betreut sowohl private als auch institutionelle Anleger. Besonders bekannt ist Flossbach von Storch für seine Multi-Asset- Strategien und seinen Flaggschiff-Fonds, den Flossbach von Storch - Multiple Opportunities. Heute verwaltet das Unternehmen mit 350 Mitarbeitern ein Vermögen von über 70 Mrd. Euro.

mehr lesen
Grüner Fischer Investments - Analyse

Immer mehr Menschen sind in der glücklichen Situation, über ein nennenswertes, liquides Vermögen zu verfügen, das aus einem Erbe, aus dem Verkauf einer Immobilie oder aus einer Abfindung stammt. Die Verwahrung auf Giro-, Tages- oder Festgeldkonten bedeutet geringe Zinsen und auch die Inflationsrate sorgt für Unsicherheit.

mehr lesen

Alexander Weikel - Finanzen und Vermögen

"Mit meiner klaren, ruhigen und empathischen Kommunikation schaffe ich eine angenehme Atmosphäre des Austauschs - auf Augenhöhe."
Knodener Straße 10
64625 Bensheim
06251 8247320
info@alexanderweikel.de
Kontaktieren Sie mich





    © 2023  Alexander Weikel